16:00 - 17:30 @OMA
Vorträge mit anschließender Diskussionsrunde
Mittwoch 07.08.2024: Jake Schneider
Queer Yiddish. Seit (mindestens) 1877
Es erwartet Euch ein chronologischer Rundgang durch 150 Jahre queere und transgender jiddische Kultur: Theater, Film, Literatur, Kunst, Musik und Drag. Da queere Menschen schon immer überall waren, ist Jiddisch auch eine queere Sprache. Wie Sara Felder schrieb: „Queer Yiddishkeit gibt mir die Erlaubnis, in die Welt meiner Großeltern zurückzukehren, ohne mich selbst zurückzulassen.“ Diese Multimedia-Präsentation gibt Euch einen Vorgeschmack auf diese reiche künstlerische Schnittmenge - und macht Lust auf mehr jiddische Kultur aller Art.
Donnerstag 08.08.2024: Tayfun Guttstadt
Was war das Osmanische Reich?
Das Osmanische Reich existierte über sechs Jahrhunderte und drei Kontinente und dient immer wieder als Projektionsfläche für allerlei romantische Vorstellungen. Neben Muslimen und Christen hat nicht nur hat ein Großteil der Juden des Nahen Ostens unter osmanischer Herrschaft gelebt, sondern auch ein beträchtlicher Teil der Jüdinnen und Juden Europas – schließlich waren der Balkan sowie große Teile des heutigen Polens und sogar der Ukraine inklusive Krimm einmal Bestandteil des Osmanischen Reichs.
In diesem Vortrag wird Tayfun Guttstadt (Musik- und Islamwissenschaftler) ein kritischen Blick auf die Geschichte und Einfluss des Osmanischen Reiches werfen und aufzeigen, warum es weder einzig als Hort der Toleranz noch als muslimisches Bollwerk gegen Europa gelesen werden kann, sondern als ein welthistorischer bedeutsamer Schmelztiegel der Kulturen.
Freitag, 09.08.2024: Dr. Alan Bern
Osmanisch-musikalische Wege und Wurzeln: Moldawisch-jiddische Verbindungen - eine Einführung
Seit fast 25 Jahren erforscht der Yiddish Summer Weimar die vielfältigen Verbindungen zwischen jiddischer Kultur und anderen, verwandten Kulturen. In diesem Jahr liegt unser Schwerpunkt auf der historischen Region Moldawien. Jahrhundertelang war dieses geografisch kleine Gebiet an der Schnittstelle zwischen dem osmanischen, dem russischen und dem österreichisch-ungarischen Reich die Heimat der aschkenasischen (jiddischsprachigen) Juden. Ihre Berufsmusiker, die so genannten Klezmorim (oder Klezmer), nahmen die Musikkulturen, auf die sie trafen, auf, veränderten sie und gaben sie weiter, darunter griechische, türkische, russische, polnische, moldawische, rumänische, jüdische liturgische und sogar europäische Barockmusik! Diese Geschichte des musikalischen und kulturellen Flusses über politische Grenzen hinweg ist an sich schon faszinierend und ein wichtiger Kontrapunkt zu Erzählungen über nationale kulturelle „Reinheit“. In diesem unterhaltsamen und lehrreichen Vortrag verwendet Dr. Alan Bern historische und zeitgenössische Musikaufnahmen sowie visuelle Darstellungen, um die moldawisch-jiddischen Verbindungen zu beleuchten, die den diesjährigen Yiddish Summer Weimar inspirieren.
Samstag, 10.08.2024: Jake Schneider
Das säkulare Jiddischland heute
Wie sieht die säkulare jiddische Kultur außerhalb der chassidischen Gemeinden und der florierenden Musikszene im Jahr 2024 aus?
In diesem Vortrag werden einige der vielen Möglichkeiten untersucht, wie säkulare Jiddischsprecher*innen zusammenkommen und sich auf der ganzen Welt durch Jiddisch ausdrücken. Dazu gehören neue Theaterstücke und Theatergruppen, Zirkus- und Puppenspiele, Filme und Fernsehsendungen, Publikationen für Erwachsene und Kinder, ein Pavillon auf der Biennale in Venedig und vieles mehr! schließen