Festivalwoche: YSW Filme
Yiddish Summer Weimar und seine Community von Künstler*innen sind international bekannt für Projekte, die künstlerisch herausragend, historisch aufschlussreich und gesellschaftlich relevant sind. Ganz im Sinne der YSW-Philosophie sind sie persönliche, historische und musikalische Entdeckungsreisen, die Spuren der Vergangenheit freilegen – um daraus eine lebendige, widerstandsfähige Gegenwart und Zukunft zu gestalten.
Jeder der fünf Filme erzählt die Geschichte eines Projekts, das ein wichtiges „Kapitel“ in der Geschichte von Yiddish Summer Weimar darstellt. Wir laden Dich herzlich zu dieser besonderen Retrospektive ein – wir hoffen, Du hast Freude an den Filmen!
Dr. Alan Bern, Künstlerischer Leiter von Yiddish Summer Weimar, ist in vielen der Filme selbst zu sehen. Er wird jeden Film persönlich vorstellen und danach mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Und: Es gibt Überraschungsgäste!
Gefilmt in der Oscar Peterson Hall in Montreal, Kanada im Jahr 2000
Produziert, inszeniert und bearbeitet von David Kaufman
Vor 25 Jahren hat der Filmemacher David Kaufman Brave Old World live bei einem Konzert auf dem Höhepunkt der Kreativität und Vitalität der Band gefilmt. In diesem atemberaubenden Film sitzen Sie in der ersten Reihe, wenn Michael Alpert, Alan Bern, Kurt Bjorling und Stuart Brotman Musik von zwei der bahnbrechenden CDs der Band, „Blood Oranges“ und „Bless the Fire“, aufführen, Klassiker der Neuen Jüdischen Musik, die immer noch unübertroffen sind. Es ist kein Zufall, dass der Film uns in die Zeit zurückversetzt, als Brave Old World zum ersten Mal nach Weimar kam, um Workshops zu geben, aus denen sich der Yiddish Summer Weimar entwickeln sollte. Es ist also nur passend, dass wir die YSW25-Filmreihe mit einem Rückblick auf die musikalische Inspiration beginnen, die uns auf den Weg gebracht hat, den wir bis heute gegangen sind.

Regie: Wolfgang Andrä & Yvonne Andrä, 2011
2008-09 startete der Yiddish Summer Weimar sein bis dahin ehrgeizigstes Projekt: eine von der EU finanzierte Erkundung der gemeinsamen Geschichte und des kulturellen Erbes der Klezmorim und Lautari. Unter der Leitung von Alan Bern brachten The Other Europeans 14 Musiker*innen aus acht Ländern ohne gemeinsame Sprache zusammen, um eine immens reiche, multiethnische und transnationale Musikkultur wiederzubeleben, die einst in Bessarabien (größtenteils im heutigen Moldawien) blühte, bevor sie durch Krieg, sowjetische Kulturpolitik und Emigration zerstört wurde. Der Film begleitet die Band zwei Jahre lang bei ihren Recherchen in Israel, Moldawien und Frankreich, bei Proben und Konzerten in Weimar und Wien, in Momenten des Erfolgs und der Enttäuschung. Ein inspirierender Einblick, wie 14 sehr unterschiedliche Musiker*innen lernen, ihren Unterschieden zu vertrauen und zu schätzen, was sie gemeinsam haben.
Mit Kalman Balogh, Alan Bern, Daniel Blacksberg, Paul Brody, Marin Bunea, Matt Darriau, Christian Dawid, Zev Feldman, Emil Kroytor, Csaba Novak, Petar Ralchev, Stas Rayko, Adrian Receanu, Mark Rubin, Guy Schalom und Adam Stinga.

Regie: Yvonne Andrä (in Deutschland) & Eyal Davidovitch (in Israel), 2022
Stellt Euch das vor: Ein deutschsprachiger Mädchenchor aus Weimar trifft auf einen hebräisch- und arabischsprachigen Mädchenchor aus Tel Aviv/Jaffa, um neue, von Alan Bern komponierte Lieder zu den Texten jiddischer Gedichte von Kadya Molodovsky, einer polnisch-jüdischen Dichterin, aufzuführen und dabei ihre eigenen Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste über Deutsche, Juden, Israelis, Araber, Jiddisch, Hebräisch, den Holocaust und ihre eigene Identität zu ergründen. Der von Diana Matut und Andreas Schmitges ins Leben gerufene Kadya-Chor forderte 27 Mädchen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund heraus, sich selbst und einander kennenzulernen. Sie lebten, reisten und arbeiteten zusammen, um eine gewagte künstlerische Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Dieser kreativ erdachte Film, der in Israel und Deutschland gedreht wurde, zeigt den Prozess Schritt für Schritt, von den ersten Begegnungen und einem Abend am Strand von Tel Aviv über ernüchternde Begegnungen mit der religiösen Spaltung und dem unfassbaren Schock von Buchenwald - bis hin zum freudigen Erfolg der Abschlussaufführung des Chors.

Regie: Ros Horin, 2024
Ein abendfüllender Dokumentarfilm über die progressiven Künstler*innen, die an der Spitze einer globalen kulturellen Renaissance der bedrohten jiddischen Sprache stehen, indem sie neue Kunst in einer alten Sprache schaffen, die zu unserer Zeit spricht. Der Film enthält Interviews mit vielen Künstler*innen aus der YSW-Gemeinschaft und ein ausführliches Porträt des Caravan Orchestra & Choir, einem internationalen Jugendaustauschprojekt, das junge Musiker*innen aus Israel und Deutschland zusammenbringt, um jiddische, ostmediterrane und nahöstliche Musiktraditionen zu erkunden.

Regie: Christoph Weinert, 2024
Die erstaunliche Geschichte des in jüdischem Besitz befindlichen, in Berlin ansässigen Plattenlabels Semer, das von 1932-38 selbst inmitten der zunehmenden Repressionen und des Terrors der Nazis Aufnahmen jüdischer Künstler*innen produzierte. Von der Gestapo am 9. November 1938 („Kristallnacht“) vernichtet, gerieten das Semer-Label und seine Hunderte von Aufnahmen völlig in Vergessenheit, bis Dr. Rainer Lotz in den späten 1990er Jahren auf ihre Spur stieß. Der Film erzählt die dramatische Geschichte, wie die Aufnahmen schließlich wiedergefunden wurden. Er zeigt auch ein wunderschön gefilmtes und aufgenommenes Konzert des Semer-Ensembles unter der Leitung von Alan Bern, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Musik des Semer-Labels für das heutige Publikum neu zu erschaffen und aufzuführen und die Erinnerung an die ursprünglichen Künstler*innen zu bewahren, von denen viele im Holocaust umgekommen sind.
Mit Alan Bern, Paul Brody, Daniel Kahn, Mark Kovnatskiy, Martin Lillich, Sasha Lurje, Fabian Schnedler, und Lorin Sklamberg.

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